Die Bilderproduktion der neuen Medien ahmt nicht Welt, sondern Zeit nach. Diesen Gedanken bezieht Lazzarato auf die marxistische Werttheorie, in der Zeit das Maß der Arbeit und Ware ihre Kristallisation ist. Im Postfordismus wird aber nicht allein Arbeitszeit, sondern Lebenszeit, die Zeit der Biopolitik, in den Produktionsprozess integriert.
Ausgehend von Bergsons, Benjamins, Vertovs und Nietzsches Überlegungen zur Zeit analysiert Lazzarato, wie im Video und in digitalen Bildverarbeitungen über Zeit verfügt wird. Darin sind Anzeichen neuer Formen der Subjektivierung auszumachen, die sich mit dissidenten Momenten der Selbstorganisation im Postfordismus in Beziehung setzen lassen.
Lazzarato führt damit die Überlegungen zur Positivät einer maschinischen Vielheit dissidenter Subjekte, an denen er zusammen mit Antonio Negri, Paolo Virno u.a. vor Jahren zu arbeiten begonnen hat, auf das Feld von Zeit, Bild, Körper und Technologie.
«Um sich dem Spektakel zu widersetzen, muss die Maschine getroffen werden, die es produziert. Die Erkenntnis einer ‹Entfremdung vom unmittelbar Erlebten› in Bild und Repräsentation führt nicht aus ihrer Zauberwelt. Das foucaultsche Programm einer Genealogie disziplinierender Techniken kennt selbst im Dispositiv des Kinos ‹weder Inszenierung noch Spektakel noch Repräsentation, sondern nur Maschine; eine zugleich semiotische, technologische und ästhetische Maschine›. Ein Angriff auf die vom Kapitalismus organisierte ‹sichtbare Welt› erfordert die Zusammenführung dieser verschiedenen Anordnungen.» - Maurizio Lazzarato