Pilze sind ein verbreitetes Phänomen der zeitgenössischen Kunst. Die Entstehungsweisen und Genealogien lassen sich in verschiedenen kulturellen Kontexten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Wie ist es dazu gekommen? Gibt es eine strukturelle Verwandtschaft zwischen den zersetzenden, vernetzenden und symbiotischen Eigenschaften, die Pilzen zugeschrieben werden, und den sich wandelnden Kunstauffassungen und -praktiken der Moderne und Gegenwart? Und welche Ökologien, Mächte und Agencies werden in populären und wissenschaftlichen Bildern, in Kunstwerken und Texten sichtbar?
Unter dem Begriff der Mykoästhetik versammelt das Buch kritische Studien zu historischen und aktuellen Schauplätzen der Kunst und des Kinos, auf denen sich Pilze tummeln und vermehren. Sie reichen von der Buchillustration des 19.Jahrhunderts, Comic, Anime und Film, über Surrealismus und die künstlerischen Neoavantgarden bis in die zeitgenössische Kunst. Dabei treffen Realien, Metaphern, Allegorien und Vernetzungsfiguren auf postkoloniale, (queer-)feministische, (welt-)ökologische, postanthropozentrische sowie agentielle Lesarten der Gegenwart.