Kerstin Stakemeier

Entgrenzter Formalismus

Verfahren einer antimodernen Ästhetik

Jahr
ISBN
Seiten
Preis in €
2017
978 3 942214 17 9
360
27
Nähert man sich der Autonomie der Kunst als einem historischen Problem statt als einer gefährdeten Errungenschaft, ergibt sich eine grundlegend reorganisierte Kunstgeschichte. Die moderne Freiheit der Kunst zeigt sich als gesellschaftliche Selbstentmündigung, ihr bürgerlicher Fortschritt als akademische Beschränkung. Als moderne wurde die künstlerische Praxis unausweichlich individuell, sittlich und national. Vor dem Hintergrund dieser sich als fragwürdig erweisenden Moderne zeigen sich symbolistische Dekadenzen der Jahrhundertwende als ungeahnte Vorläufer bis in die Gegenwart reichender künstlerischer Entgrenzungen dieser ‚Zivilisierungen’ ästhetischer Praxis als Kunst. Schon Autor_innen wie Georges Bataille, Carl Einstein, Peter Gorsen und Lu Märten verorteten die Infragestellung moderner Formen im Zentrum ihres Denkens: ihre Schriften eröffnen inmitten der kanonisierten (Kunst)Geschichte eine Tradition ästhetischer Vorstöße in eine noch unrealisierte Antimoderne – in eine unvollendete Selbstabschaffung der eigenen Modernität. Auch unsere vielfach katastrophische Gegenwart ist übervoll mit Versatzstücken künstlerischer Tendenzen, die sich weigern, einen kunstimmanenten Formalismus zu reproduzieren. „Entgrenzter Formalismus“ stellt die Grundzüge einer gegenwärtigen Kunstgeschichte künstlerischer Selbstabschaffung zusammen. In ihr wird der Aufstieg und Fall künstlerischer Formen Anhaltspunkt und Praxisbeispiel eines ästhetischen Denkens, das vorschlägt, die Gegenwartskunst als Austragunsort gesellschaftlicher Form ernst zu nehmen – damit aus ihr mehr folgen kann als nur sie selbst

Mit Kommentaren von:  Manuela Ammer,  Monika Baer,  Werner von Delmont,  Rochelle Feinstein,  Melanie Gilligan,  Sidsel Meineche Hansen,  Anne Imhof,  Stephan Janitzky,  KAYA,  Anja Kirschner,  Ruth May,  Karolin Meunier,  Jan Molzberger,  Ulrike Müller,  Jenny Nachtigall,  J.P.R. als Schwarmwesen,  Amy Sillman und  Susanne M. Winterling



Einleitung: eine abweichende Produktion
                       Ein maßstabsgetreuer Angriff  
                       Entspezizierung / Entgrenzung  
                       Formalismen
                       1 Die Verp?ichtung der modernen Subjekte auf  ihre nationalstaatliche Gesellschaftlichkeit
                       2 Die Formung der individuellen Körper anhand  ihrer reproduktiven Funktion
                       3 Das antisoziale Leben als Ausschluss (aus) der Gleichheit
                       Zur finanzialisierten Katastrophe moderner Vernunft
                       Persönliche Heteronomien

1. Gegen die Gesellschaft:  ästhetische Formen der Gemeinschaft
                       Eine eingeschlossene Möglichkeit
                       Organisierungen der Umstände
                       Der Kampf im Überbau
                       Eine Selbstopferung der Verantwortung
                       Die wuchernde(n) Gestalt(en)
Ein Symbolismus des Unrealen
                     Schwellenpraxis in Gemeinschaft anderer                          
                     Die Dekapitalisierungen der Occulture
Ein antiromantischer Antikapitalismus
Zur Esoterik der Wertform
Eine Gemeinschaft der Sünder
Die Beherrschung der Erbschaft                        

Gegen die Geschlechter: unsittliche ästhetische Formen
Kompetenzen
Die tragischen Geschlechter
Ein fiktionaler Sex
(Kein) Jenseits des Geschlechts
Begehrte Monstrosität
Die ästhetische Degeneration der Bekenntnisse
Sexueller Formalismus  
Geschlechtlicher Manierismus  
Unähnliche Abstraktionen
Entfremdungskörper
Unsittlichkeiten der zwei Geschlechter: Affektmaximierung  
Rochelle Feinstein
Unsittlichkeiten der zwei Geschlechter: (Männer)Gruppen

Gegen die Freiheit: antisoziale ästhetische Praxis
Das Begehren der Wunden. Am Ende der Arbeit.
Eine ursächliche Enteignung. Im Jenseits der Arbeit.
Ein Materialismus der Schuld
Solidarische Abweichungsformen
Zueignungen der Freiheit  
Enteignungsform
Selbstform
Fremdformung
Isolationsform
Negative Körper  
Arbeitslose Negativität

Ende: eine degenerative Reproduktion

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