Do/Thursday 27.3.2025 19.30
"Zynismus und das Scheitern der Kritik". Buchpräsentation und Gespräch mit Vladimir Safatle (São Paulo)
Warum gelingt es autoritären Bewegungen heute so leicht, liberale Demokratien zu unterwandern? Der Philosoph und Psychoanalytiker Vladimir Safatle liefert eine bestechende Diagnose: Der ›neue Faschismus‹ ist nicht einfach ein Rückfall in archaische Gesellschaftsmuster; seine Wirksamkeit beruht vielmehr auf der Verallgemeinerung einer neuen, zynischen Form der Rationalität, die sich in den liberalen Demokratien selbst herausgebildet hat. Zynismus ist damit nicht nur als rhetorische Figur zu verstehen oder als eine subjektive, moralisch verwerfliche Haltung; er bildet vielmehr die rationale Struktur einer Gesellschaft im Zerfall, die im uneigentlichen Sprechen, in der selbstironischen Verleugnung ihre Überlebensstrategie gefunden hat. Nach Safatle hat dies tiefgreifende Konsequenzen für den Status der Kritik: Gegenüber einer ›zynischen Vernunft‹, die aus ihrer eigenen Kritik einen Witz macht, ist klassische Ideologiekritik machtlos geworden. Umso mehr kommt es darauf an, eine neue Art der Kritik zu entwickeln, eine Kritik, die, wie Safatle sagt, »gegenwärtig in erster Linie eine Kritik der Ironie sein muss«.
Vladimir Safatle: Zynismus und das Scheitern der Kritik
tentare Verlag, 2025
ISBN: 978-3-911804-00-4 | 24,00 €