mP am Mittwoch 14.9.2022, 20 Uhr
GGG-HQ (Ging nicht, Geht nicht, Geht doch) – Ein Text von Merle Vorwald
Texte, Gifs, Lesung, Gespräch
über Rechtsextremismus in Deutschland nach 1945 – als Kontinuität zwischen 3. Reich, BRD und rechter Realität der Gegenwart, sowie als prägendes Element der eigenen Familiengeschichte.
Aus einem Archiv von historischen Dokumenten, autofiktionalen Texten, Erinnerungsfragmenten, visuellen Texturen, GIFs und Tweets spinnt GGG-HQ eine Narration – ein andere Form von Erinnerungskultur.
Merle Vorwald nimmt die Biografie ihres Großvaters, eines Alt-Nazis, der auch in der BRD an seiner rechtsradikalen Ideologie festhielt, und das Aufwachsen in direkter Nähe zu ihm als Ausgangspunkt einer künstlerischen Recherche über drei Generationen. Aus einer szenografischen Position heraus erschafft sie anhand ihrer Fundstücke Motive, in denen Fakt und Fiktion nebeneinanderstehen.
Die Veranstaltung ist ein Gespräch über die Textentstehung, mit Merle Vorwald und Stephan Geene
“GGG-HQ ist für mich eine Recherche wie ein perfekter Besuch im Nagelstudio: ein bißchen schmerzhaft, unendliche personalisierte Farbpaletten und als Ergebnis ein Schutzschild mit dem man jeden Tag unaufgefordert repräsentiert.”
Merle Vorwald bearbeitet ihre Biografie, sucht die traumatischen Momente darin auf und verwandelt sie in kristalline ästhetischer Objekte: Oberflächen und Texturen aus Erinnerung und Gegenwart begleiten die Narration, fragmentierte faschistoide Bildwelten und bewegte GIFs sind düstere Einschläge in einer hysterisch-post-popkulturellen Farbwelt. Nails navigieren durch die Erzählung post-deutscher Realität und sind das schrille Echo der Recherche und ihrer digitalen Normalität.
GGG-HQ wurde ursprünglich konzipiert als digitale Plattform in enger Zusammenarbeit mit Tea Palmelund, die beim Programmieren der Webseite die Dynamik der Narration mitgestaltete und verdichtete.
Aus der anfangs stark visuell geprägten Suche ist über den Zeitraum von 3 Jahren ein Text gewachsen, der sich als Autofiktion, aber immer noch fragmentarisch, der eigenen Geschichte annähert.
„Ich siedle meinen Sprachgebrauch und mein ästhetisches Handeln im digitalen Alltag an und auch wegen meiner bisherigen künstlerischen Recherchepraxis war klar, dass GGG-HQ als digitales Projekt startet”, kommentiert Merle Vorwald. „Es brauchte den langen Knall der Verschiebung des gesellschaftlichen Klimas nach rechts, um mich zu meinem Ausdruck zu überwinden und die verdeckten Schichten meiner Familienvergangenheit anzugehen. Mit GGG-HQ habe ich angefangen, nach einer Sprache zu suchen, abseits von unausgesprochenen Abmachungen und dem Stammeln meiner Elterngeneration -- aber eben auch meiner eigenen. Und es ist geschrieben für alle anderen, die ebenfalls auf der Suche nach dieser Sprache sind.”